Der textblog im März 2009:

Edle Brände, klare Worte

Textgestaltung für eine Manufaktur edler Obstdestillate:

Count Coreth Prachensky Ltd. ist ein junges österreichisches Unternehmen mit Standorten in Salzburg, Hong Kong und Chiang Mai (Thailand). Seine Spezialität sind hochwertige Destillate, die in Thailand aus vollreifen tropischen Früchten gewonnen werden. Die beiden Gründer Maximilian Coreth und Nikolaus E. Prachensky verfolgen eine äußerst konsequente Linie höchster Qualität.

Der besondere Anspruch der beiden österreichischen Gründer an die Güte und Naturbelassenheit ihrer Produkte sollte auch im Internetauftritt ihres Unternehmens zum Ausdruck kommen. Die Textgestaltung für die Website kam von mir, die grafische Gestaltung von Spirit Design.

Die Texte entstanden in enger, detaillierter Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber, um dessen persönlichen Zugang zum Thema Edelbranderzeugung durch die Sprache spürbar zu machen. Das Wording musste darüber hinaus die hohe Qualität der Produkte vermitteln, gleichzeitig aber auch prägnant, locker und leicht verständlich sein.

Konzeptioneller Aufhänger der Textgestaltung sind die Subtitel: Je zwei semantisch völlig unabhängige Hauptwörter werden zu einander in Bezug gestellt und erzeugen dadurch eine sprachliche Spannung. Alleine durch den Umstand, dass sie neben einander stehen, beginnt sich schon eine kleine Geschichte im Kopf des Lesers zu entwickeln. Das soll Neugier wecken und Lust aufs Weiterlesen machen. Link zur Website: 1772 Count Coreth Prachensky

Was Gips Neues auf der Piste?

Den Titel meines heutigen Eintrags habe ich geliehen – bei Andreas Aichinger und einem Artikel, den er für das Magazin „Paracelsus Today“ verfasst hat. Und damit sind wir auch schon mitten im Thema: Um nämlich dem Verdacht vorzubeugen, ein missmutiger Nörgler zu sein, möchte ich heute einmal so richtig Lob spenden – und zwar dem genannten Autor und seinem Text. Die Headline zieht natürlich schon einmal die Blicke an; danach folgt dieser Vorspann: „Die größte Gefahr beim Skifahren ist das Nicht-Skifahren.“ Großartig: Meine Aufmerksamkeit hat der Mann. Weiter geht’s: „Wer das ganze Jahr auf der Couch herumlümmelt, ist garantiert auch am Steilhang keine Schnee-Kanone.“ Hut ab – das Wortspiel mit der Schnee-Kanone ist so gut, dass man sich wundert, es nicht schon hundert Mal gelesen zu haben. Ich finde bei diesem Satz außerdem den Textfluss besonders schön: Im zweiten Satzteil purzeln die Worte so richtig und verstärken damit das Bild des hier beschriebenen Bruchpiloten – treffend! Dann folgt noch: „Mit Fitnesstraining und vernünftiger Ausrüstung lassen sich lästige Knochenbrüche vermeiden.“ Ha – jetzt hab‘ ich ihn aber! Schon einmal einen Knochenbruch erlebt, der nicht lästig war? Egal, den kleinen Zwerg einer Stilblüte lassen wir ihm locker durchgehen, meine ich, und verabschiede mich ins Wochenende. Beste Grüße!

Deutsch statt Denglish

Zum Thema Denglish gibt es viel zu sagen. Heute fasse ich mich kurz. Viele werden schon von der Studie gehört haben, die englische Werbeslogans auf Verständlichkeit überprüft und Folgendes festgestelllt hat: „Come in and find out“ (ex-Spruch der Parfumerie Douglas) wurde mehrheitlich übersetzt mit „Komm‘ rein und finde hinaus“, „Be inspired“, einst Werbesager von Siemens Mobile, wurde von den meisten Befragten gar nicht verstanden. Ein recht unterhaltsamer Beitrag zu dem Thema ist hier zu finden:

http://www.youtube.com/watch?v=sDBp-E3Ep9Q&feature=PlayList&p=74CCF3DE8E0DB1C6&playnext=1&playnext_from=PL&index=51

Unbestimmte Artikel – bestimmt oft unnötig

Ein im deutschen Sprachraum weit verbreiteter Stilfehler ist der falsche oder zumindest vermeidbare Einsatz unbestimmter Artikel. Dadurch werden Texte verwässert, sie verlieren an inhaltlicher Kraft. In sehr vielen Fällen wird ein Satz hingegen prägnanter und schöner, wenn man ihn von unnötigen unbestimmten Artikeln befreit oder diese durch bestimmte ersetzt.

Ein Beispiel aus einem Zeitungsartikel, den ich kürzlich gelesen habe. Hier kommen in einem Satz sogar zwei unnötige unbestimmte Artikel vor, deren erster durch einen bestimmten ersetzt, der zweite ersatzlos gestrichen werden kann: „Für 41 Prozent der Befragten hat eine Beseitigung der Kommunikationshindernisse eine sehr hohe bis höchste Priorität.“

Die Alternative sieht so aus: „Für 41 Prozent der Befragten hat die Beseitigung der Kommunikationshindernisse sehr hohe bis höchste Priorität.“

Es mag für die einen oder anderen haarspalterisch wirken – meiner Meinung nach gewinnt der Satz durch diese kleine Änderung eindeutig an Klarheit und Prägnanz.

Niemand mag’s kompliziert

Neulich stolperte ich im Internet über folgendes Ungetüm von einem Satz:

„Während die klassischen Funktionen und Aufgaben des Baukörpers und der Technischen Gebäudeausrüstung wie Standsicherheit, Wärme- und Brandschutz weitgehend selbstverständlich geworden sind und hierzu entsprechend standardisierte Lösungsansätze existieren, entstehen durch die komplexe Gebäudetechnologie im Zusammenhang mit den Themen Hygiene und Gesundheit zahlreiche Herausforderungen und Handlungsfelder.“

Haben Sie irgend etwas verstanden? Sind Sie vielleicht sogar in der Lage, sich den Inhalt dieses Satzes über einen längeren Zeitraum hinweg zu merken? Wenn ja, dann gratuliere ich Ihnen. Wenn nein: willkommen im Klub!

Es wäre doch auch so gegangen:

„Die klassischen Funktionen des Baukörpers bzw. Aufgaben der Technischen Gebäudeausrüstung, wie Standsicherheit, Wärme- und Brandschutz, sind bereits weitgehend selbstverständlich. Es gibt in diesen Bereichen daher auch entsprechende, standardisierte Lösungsansätze. Die komplexe Gebäudetechnologie im Zusammenhang mit den Themen Hygiene und Gesundheit hingegen bietet noch zahlreiche Herausforderungen und großes Handlungspotenzial.“

Meine Tipps: Formulieren Sie mehrere kurze Sätze statt eines langen; vermeiden Sie Schachtelsätze; halten Sie sich an die Faustregel von maximal 25 Worten pro Satz; es hilft – vor allem Ihren Lesern!

Erfolgsfaktor Copytext

Eine Untersuchung des deutschen Unternehmens Eye Square (http://eye-square.com) ist zu einem interessanten Ergebnis gekommen, was die Wichtigkeit der Copytexte in der Printwerbung betrifft.

Blickbewegungsstudien haben ergeben, dass die Fließtexte in Anzeigen entgegen einer verbreiteten Annahme sehr genau gelesen werden – mehr noch: „Texte wirken regelrecht als Wirkungsturbo,“ sagt Sabrina Duda von Eye Square „da sie die Aufmerksamkeit auf der Anzeige halten.“ Duda betont auch die Bedeutung der Textqualität: „Lange, schlecht lesbare Textblöcke sind fast eine Aufforderung, schnell weiterzublättern. Besonders beliebt hingegen sind kurze Fakten.“

Der Copytext hat die Aufgabe, die Aufmerksamkeit zu halten, nachdem sie durch Key Visual und Slogan erregt wurde. Im Durchschnitt wird dem Lesen des Textes sogar mehr Zeit gewidmet als der Bildbetrachtung. Bei Printanzeigen für Automobile hat die Studie ergeben: Das Bild vom Auto selbst wird im Schnitt knapp drei Sekunden betrachtet, die Textpassagen dagegen 4,12 Sekunden.

„Ist das Interesse des Lesers durch Key Visual und Slogan geweckt, hat der Copytext die Aufgabe, Fakten über das Produkt zu vermitteln“, so die Studienautoren. Dazu zählen Eigenschaften und Vorteile des Produktes sowie der Bezug zu den Lesern und Gründe dafür, das Produkt zu kaufen.

Prägnante, durchdachte, zielgruppenkonforme Copytexte sind also entscheidend für den Werbeerfolg – wer hätte das gedacht (außer mir)?