Der deutsche Psychologe und Universitätsprofessor Ernst Pöppel hat festgestellt, dass unser Bewusstsein in Zeitfenstern von zwei bis drei Sekunden arbeitet. Es gilt als Faustregel, dass das menschliche Gehirn nur solche Dinge als zusammenhängende Einheit begreift, die es innerhalb von drei Sekunden erfassen kann. Dies ist keine Aufforderung, nur noch Staccato-Sätze von sich zu geben. Sie soll uns aber immer daran erinnern, nicht voneinander zu trennen, was inhaltlich zusammengehört. Genau dazu verleitet nämlich die deutsche Sprache ganz besonders.
Was halten Sie diesbezüglich von folgendem Satz? „Unser Unternehmen konnte durch das Erschließen neuer Geschäftsfelder und die erfolgreiche Vermarktung neu entwickelter Produkte im abgelaufenen Geschäftsjahr seinen Gewinn um 25 % steigern.“ Hier wurden Inhalte getrennt, die zusammengehören. Sie können daher nicht mehr innerhalb von drei Sekunden erfasst werden. Es ginge doch auch so: „Unser Unternehmen konnte seinen Gewinn im abgelaufenen Wirtschaftsjahr um 25 % steigern. Das ist uns gelungen, indem wir neue Geschäftsfelder erschlossen und erfolgreich innovative Produkte vermarktet haben.“
Hier ein weiteres Beispiel, diesmal von der Website eines Skiherstellers: „[…] Der Unternehmensgruppe gehören weiters die Tochterfirmen Löffler und FACC, beide mit Sitz in Ried im Innkreis, an.“
Dieses „an“, das da hinterherhüpft wie eine Dose dem Hochzeitsauto, tut schon fast weh im Kopf, finden Sie nicht? Man hätte doch einfach und klar schreiben können: „Zur Unternehmensgruppe gehören weiters die Tochterfirmen Löffler und FACC, beide mit Sitz in Ried im Innkreis.“
In diesem Zusammenhang sei die wichtige Bedingung für gutes Texten betont, sich in die Informationsempfänger hineinzuversetzen. Wenn Sie das tun, kann Ihnen ein solcher Fehler kaum passieren.