Leider scheint Textqualität mancherorts immer noch ein schwer unterschätztes Kriterium der Kommunikation zu sein. Das zeigt folgendes Beispiel von der Website der Wirtschaftskammer Österreich, Kapitel Immobilienmarketing:
„Ergreifen Sie die Chance, sich von der Mitbewerbung abheben, Ihr Projekt attraktiver machen, Entscheidungswege beim Kunden zu verkürzen und Ihrem Gebäude von vornherein einen besonderen Charakter geben.“
Das hat nichts mehr mit Tippfehlern zu tun, die in der Hektik des Alltags einfach passieren. Nein, dieser Satz zeugt entweder von sprachlicher Inkompetenz oder völliger Ignoranz gegenüber dem Wert schriftlicher Unternehmenskommunikation.
Warum und für wen ist das schlecht?
Die Wirtschaftskammer Österreich ist eine Organisation mit Zwangsmitgliedschaft. Sie wird demzufolge auch durch zwangsweise eingehobene Mitgliedsbeiträge finanziert. Darüber kann man denken, wie man will. Problematisch wird es aber jedenfalls dann, wenn mit diesem Geld Leistungen finanziert werden, deren Qualität das Prädikat „Substandard“ verdient. Dann kommt nämlich der unangenehme Verdacht auf, dass mit dem Budget nicht verantwortungsvoll umgegangen werde – und dass dies möglicherweise anders wäre, wenn die Organisation sich ihr Geld am freien Markt verdienen müsste.
Deshalb ist ein derart grottenschlechter Text gefährlich für die WKO. Wenn so etwas öfter vorkommt, entsteht der Eindruck von Inkompetenz; und hat sich der einmal im Kopf festgesetzt, ist er nur schwer wieder korrigierbar. Langfristig untergräbt die WKO auf diese Weise also ihre eigene Existenzberechtigung als Zwangs-Interessensvertretung.