Hallo! Was sagen Sie zum Titel dieses Artikels? Klingt komisch, oder? Eine Tür kann man doch nicht betätigen, man kann sie öffnen, schließen, einschlagen, anmalen, ignorieren und vieles andere. Aber betätigen? Das ist vielleicht streng grammatikalisch richtig, aber wie klingt denn das? Zum Davonlaufen, finde ich. Insoferne passt es sogar zum folgenden Beispiel, denn das hat auch etwas mit Flucht zu tun:
Es gibt nämlich jemanden, der findet, Türen müssen betätigt werden. Ich kenne die betreffende Person nicht, aber sie betätigte sich jedenfalls bei den Wiener Linien oder einem ihrer Lieferanten. Sehen Sie das nächste Mal, wenn Sie in Wien U-Bahn fahren, nach links oben an der Innenseite der Tür! Sie werden dort einen Pfeil entdecken, auf dem dick und fett geschrieben steht: „Türnotbetätigung“. Tut mir leid, Wiener Linien, auch wenn ich noch so sehr in Not bin, ich will die Tür nicht betätigen, höchstens möchte ich sie öffnen – schlicht und einfach. Warum steht da nicht einfach „Türnotknopf“ oder „Türnotöffner? Weil es wichtiger klingt, wenn es kompliziert formuliert ist? Ja, das scheint bei manchen Texten tatsächlich die Motivation für unklare Ausdrucksweise zu sein. (Nein, ich habe nicht auf „eine“ vergessen – zu diesem Thema werde ich auch einmal einen Artikel schreiben.) Daher sei es nochmals in die Welt hinausgerufen: Komplizierte Formulierungen klingen nicht wichtiger, sie sind nur schlechter verständlich!