Heute habe ich per e-Mail eine Anzeige für ein neues Angebot des Online-TV-Anbieters Netflix erhalten. Es hat mich grundsätzlich interessiert – bin ja auch schon Netflix-Kunde. Also öffnete ich die Nachricht. Was ich dann las, verstand ich nicht. Was war die Folge? Klick – und weg! So schnell geht das heute. Weiterlesen
Ausdruck macht Eindruck.
Hast du Kartoffel?
Schon der selige Karl Valentin hat mit seinen „Semmelnknödeln“ die heikle und lebenswichtige Frage aufgegriffen: Bekommen Wörter, die auf „l“ enden im Nominativ Plural ein „n“ angehängt oder nicht? Wenn man sich in unseren Breitengraden so umsieht, könnte man meinen, dass es nicht so sei. Da stand zum Beispiel neulich auf der Menütafel meines Stammbeisls: „Wiener Schnitzel mit Petersilkartoffel“. Hm, dachte ich, werde ich heute mit nur einem einzigen Exemplar der nahrhaften Knolle abgespeist? Weiterlesen
Ich denk, ich denk, was du nicht denkst …
Was bezweckt die Uniqa nur mit ihrer neuen Werbekampagne? Das Aussenden einer klaren Botschaft, welche die Positionierung des Unternehmens stärkt, kann es nicht sein. Denn der Satz „Denk früher aufstehen. Denk später ernten“ ergibt weder Sinn, noch transportiert er positive Emotionen. „Früher aufstehen“ ist ja an sich nichts Schlechtes; aber auch nichts, womit wir unbedingt positive Gefühle assoziieren. Bei „Später ernten“ wird es noch abstrakter. Ernten – im Sinne von „den Lohn für seine Arbeit einfahren“ – möchte man doch im Zweifelsfall eher früher als später. Was also soll dieser Spruch dem Lesenden mitteilen? Man tappt im Dunklen. Weiterlesen
Warum ist „oder“ das neue „und“?
Ich habe das Thema zwar schon einmal behandelt. Aber die „Oderitis“ greift in Texten leider so krass um sich, dass mir keine andere Wahl bleibt: Ich muss noch einmal auf den Unterschied zwischen „und“ sowie „oder“ eingehen.
Nehmen wir einmal an, Sie fragen jemanden, an welchen Tagen der Woche er oder sie einer beruflichen Arbeit nachgeht und erhalten die Antwort: „Ich arbeite an Werktagen wie Montag, Dienstag oder Freitag.“ Sie könnten meinen: Die glückliche Person muss nur an einem Tag der Woche arbeiten. Damit ist soweit klar: „Oder“ schließt aus, „und“ verbindet.
Das hat sich aber scheinbar noch nicht so richtig weit herumgesprochen. Wie kommt es sonst zu diesem Satz in einem Artikel einer bekannten Wirtschaftstageszeitung über die neuen EU-Finanzmarktregeln: „(…) meldepflichtig sind (…) Derivatgeschäfte wie Wertpapiere, Währungen oder Zinssätze sowie Indizes, Waren, Klimavariablen, Frachtsätze, Emissionsberechtigungen oder Inflationsraten.“ Also was jetzt – nur eines davon oder alle sind meldepflichtig? Wenn alle gemeint sind, was wir getrost annehmen dürfen, warum steht es dann nicht da?
Meine Vermutung ist, dass manche Menschen glauben, „oder“ sei in unvollständigen Aufzählungen angebracht – um klar zu machen, dass es noch andere Elemente der Aufzählung gibt, die nicht genannt werden. Der Grund dafür ist mir aber schleierhaft. Wenn jemand beispielsweise sagt: „Ich beherrsche viele Fremdsprachen wie Englisch, Französisch oder Italienisch“, dann wird damit nicht klar, dass er oder sie auch noch andere Sprachen spricht. Das wird nur deutlich, wenn es heißt: „Ich beherrsche viele Fremdsprachen wie Englisch, Französisch, Italienisch und andere.“ Die Moral von der Geschicht‘: „Oder“ ist nicht „und“, und „und“ ist nicht „oder“. Klar, oder?
Studie zeigt: Sprache ist ein Erfolgskriterium
Eine kürzlich präsentierte Studie offenbart: Es ist für Online-Kunden überaus wichtig, Informationen in der von ihnen bevorzugten Sprache zu erhalten. So sind 46 % der Befragten im Internet eher an einem Kauf interessiert, wenn die betreffenden Beschreibungen in der von ihnen bevorzugten Sprache verfügbar sind.
Meine Schlussfolgerung: Sind Informationen klar verständlich, steigt die Kaufbereitschaft. Die Studie sagt also nicht nur etwas aus über den Unterschied zwischen Fremd- und Muttersprache – sie lässt sich auch auf die Qualität der eigenen Sprache selbst umlegen. Denn es geht in beiden Fällen nur um einen zentralen Erfolgsfaktor: Verständlichkeit. Weiterlesen
Bitte stellen Sie den Ausfall wieder her!
Wenn Sie einen Text für Ihr Unternehmen schreiben, seien Sie aufmerksam! Lesen Sie jeden Satz mindestens zwei Mal und entschärfen Sie solche Stellen, die Ihnen nicht perfekt vorkommen. Dann sollte Ihnen so etwas nicht passieren, wie ich es kürzlich auf der Website eines Internet-Providers gelesen habe:
„Das System wird ständig überwacht, Ausfälle können rasch wiederhergestellt werden.“
Natürlich ist es nicht der Ausfall, der wiederhergestellt wird, sondern die Netzfunktion nach einem solchen. Der Satz könnte also beispielsweise heißen: „Nach einem Ausfall wird die Netzverfügbarkeit schnell wiederhergestellt.“
Das Problem an solchen Fehlern ist, dass die Botschaft ungewollt komisch klingt und damit nicht ernstgenommen wird. Jede Person, die den Satz liest, versteht zwar, was gemeint ist – aber jede, die halbwegs Deutsch kann, wird eher belustigt sein über die vermasselte Formulierung als beeindruckt von der Netzqualität, die man hier verspricht. Das Ergebnis ist, dass die gewünschte Botschaft nicht ankommt. Neue Kunden gehen einem so wahrscheinlich nicht ins Netz.
Erster Fall nach vorn
Meistens wird ein Satz prägnanter und klarer, wenn das Subjekt im Nominativ ganz am Anfang steht. Folgendes Beispiel, heute in der Online-Version einer Tageszeitung gelesen. In dem Artikel geht es um Luxusimmobilien in Wien: „Bis 2023 rechnet der britische Vermögensberater Knight Frank mit 483 Superreichen in der Bundeshauptstadt. In London haben die meisten Multimillionäre ihren Hauptwohnsitz.“ Der zweite Satz wirkt verwirrend – es ging doch um Wien, warum beginnt der Satz mit „In London“? Erst beim zweiten Hinsehen wird klar, warum. Der Redakteur wollte als zusätzliche Information noch anbringen, dass die meisten Multimillionäre ihren Hauptwohnsitz in London haben. Klassischer Fehler: Das Objekt wird statt des Subjekts zuerst genannt. Würde man es richtig machen und das Subjekt „die meisten Multimillionäre“ an den Beginn des Satzes stellen, wäre die Aussage klarer: „Die meisten Multimillionäre haben ihren Hauptwohnsitz in London.“
Ein anderes Beispiel stammt von der Website eines Dienstleistungsunternehmens:
„Mit dem Ehrgeiz, täglich nur das Beste zu geben, gehen unsere Mitarbeiter an die Arbeit.“
Hier zeigt sich, dass ein Satz holprig und sperrig wirkt, wenn man nicht das Subjekt sondern das Objekt an den Anfang setzt. Denn danach richtet sich der ganze restliche Aufbau des Satzes. Die Variante mit dem Subjekt an erster Stelle ist daher viel besser:
„Unsere Mitarbeiter gehen mit dem Ehrgeiz an die Arbeit, täglich nur das Beste zu geben.“
Von ungewollten Gewichtungen, Zinnsoldaten und sinnvollen Pausen
Was ist faul an diesem Satz: „Wir stellen unseren Kunden nicht nur ein hochprofessionelles und effizientes Team mit mehr als 15 Jahren Erfahrung zur Seite, sondern bieten auch den Vorteil der Produkt-Vielseitigkeit, in Verbindung mit hoher Präzision, Zuverlässigkeit und eine hohe Kosteneffizienz.“? Weiterlesen
Kennen Sie das Gegenteil von „durstig“?
Wer nicht hungrig ist, ist satt. Was nicht voll ist, ist leer. Wer nicht müde ist, ist munter. Aber wie ist, wer nicht durstig ist? Hier weist die deutsche Sprache eine Lücke auf: Es gibt kein Wort, welches das Gegenteil von „durstig“ beschreibt. Besser gesagt: Es gab keines. Denn 1999, also vor genau fünfzehn Jahren, veranstaltete die Redaktion des Duden zusammen mit dem Teehersteller Lipton einen internationalen Wettbewerb. Dessen Ziel war es, ebendiese Lücke zu schließen und das fehlende Wort zu (er)finden. Rund 100.000 Vorschläge wurden eingereicht, darunter gab es 40 gleichlautende, deren Idee realisiert wurde. Somit haben wir seither das Gegenteil von „durstig“ – es lautet: „sitt“. Sollte Ihnen also jemand demnächst ein Getränk anbieten, Sie aber keinen Durst haben, so antworten Sie doch einfach mit: „Nein danke, ich bin sitt,“ und achten Sie auf die Reaktion – das könnte unterhaltsam werden! Mehr darüber lesen Sie hier.
Wie Sie Leben und Tempo in einen Text bringen
Man kann es scheinbar nicht oft genug sagen: Willst du eine Botschaft vermitteln, formuliere einfach! Im Alltag des Texters zeigt sich immer wieder, dass diese Prämisse zu vielen Marketingabteilungen noch nicht durchgedrungen ist. Wenn Sie Leben und Tempo in Ihren Text bringen, erzielen Sie Aufmerksamkeit sowie Erinnerungswirkung. Das gelingt nur mittels einfacher Formulierungen. Hier ein Beispiel: Weiterlesen