Der kluge Herr Gansterer erinnert sich in seinem aktuellen trend-Essay an gute Ratschläge fürs Leben, die er erhalten hat. Dabei zitiert er unter anderen Jens Tschebull, den langjährigen Chefredakteur des trend: „Verständlichkeit ist nicht alles, aber ohne Verständlichkeit ist alles nichts.“ Dem ist nichts hinzuzufügen, außer vielleicht, Möglichkeit Nr. 1: „Danke, Herr Gansterer und danke, Herr Tschebull! Es tut gut, zu wissen, dass man nicht alleine ist auf der Welt.“ Für Möglichkeit Nr. 2 nehme ich Anleihe beim Polster Anton : „Ja, das stimmt.“
Ausdruck macht Eindruck.
Wie schmecken runzelige Päpste?
Heute kann ich euch, verehrte Leserschaft, eine herrliche Sammlung absolut skurriler Übersetzungs-Stilblüten (jeweils ins Deutsche) aus aller Welt anbieten: Hier der Link. Viel Spaß!
Machen Sie ‚mal keinen Punkt!
Wenn man so durch die deutsche Textlandschaft streift, begegnet man hauptsächlich dem Punkt, dem Fragezeichen und dem Rufzeichen – Gedankenstrich, Doppelpunkt und Strichpunkt hingegen sind seltene Passanten. (Den Beistrich trifft man zwar immer wieder, aber dafür oft an den falschen Stellen – und dann wieder dort nicht, wo man ihn gerne sehen würde.)
Dabei sind die verschiedenen Satzzeichen ausgesprochen hilfreich, um einen Text lebendig, flüssig und prägnant zu gestalten – Gedankenstrich, Strichpunkt und Doppelpunkt spielen jeder für sich eine wichtige Rolle im Sprachtheater.
Der bekannte deutsche Journalist und Sprachexperte Wolf Schneider drückt den Unterschied zwischen Punkt und Doppelpunkt folgendermaßen aus: „Wenn der Punkt eine Wand ist, so ist der Doppelpunkt eine Tür.“ Weiterlesen
Manche Sätze klingen so, wie schief geknöpfelte Jacken aussehen.
In einer Unternehmensbeschreibung von Siemens Transportation Systems habe ich heute Folgendes gelesen: „Als Teil des global agierenden Siemens Konzerns werden heute in Wien Metrofahrzeuge, Nahverkehrszüge und Straßenbahnen gefertigt.“ Es ist erstaunlich, wie schlampig manche Menschen bei wichtigen unternehmerischen Texten mit der Sprache umgehen. Der Verfasser dieses Satzes achtet doch sicher darauf, in der Früh nicht zwei verschiedene Schuhe anzuziehen und nicht mit schief geknöpfelter Jacke aus dem Haus zu gehen. Warum setzt er oder sie dann so einen verunglückten Satz in die Welt?
Hier ist ein weit verbreiteter Fehler passiert: Weiterlesen
Warum ist gerade „Gerade“ so in Mode?
Es gibt Formulierungen, die tauchen irgendwann aus dem Nichts auf und machen es sich in der geschriebenen Sprache bequem. Dort sitzen sie dann und führen in allen möglichen Texten ein sinnbefreites Dasein ohne Existenzgrundlage, außer jener, dass sie aus Gewohnheit verwendet werden – und mir auf die Nerven fallen :-). Zu dieser Spezies gehört die Einleitung eines Satzes mit dem Wort „Gerade“. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mir scheint, wir erleben derzeit eine veritable „Gerade“-Mode. Heute ist mir wieder so eine eigenartige „Gerade“-Formulierung über den Weg gelaufen: Weiterlesen
Kurz und gut
Bei der schriftlichen Unternehmenskommunikation ist es wie beim Fliegen: Je weniger unnötigen Ballast Sie mitnehmen, desto schneller kommen Sie ans Ziel (Wenn nicht gerade eine isländische Vulkanstaubwolke den Flugverkehr lahmlegt). Das heißt aber nicht, dass nur kurze Texte gelesen werden. Es bedeutet, dass sinnloses Füllwerk weggelassen werden sollte. Wenn Sie eine fesselnde Geschichte erzählen wollen, brauchen Sie natürlich einen Handlungsstrang, der Spannung aufbaut, einen Höhepunkt erzeugt und zu einem schlüssigen Ende führt; das setzt eine gewisse Textlänge voraus.
Jemand hat einmal den Film „Der Herr der Ringe“ folgendermaßen beschrieben: Weiterlesen
Haben Sie eine Zeit?
Blöde Frage, was? (Jedenfalls eine schlecht formulierte.) Eine Zeit haben kann man nicht, ebenso wenig wie man einen Hunger hat oder eine Angst. Wie in meinem Eintrag vom 5. 3. angekündigt, möchte ich mich hier einmal dem Thema der unbestimmten Artikel widmen. Ich finde nämlich, dass diese sehr oft an Stellen eingesetzt werden, wo man sie besser weglassen oder durch bestimmte ersetzen sollte.
Das Weglassen oder Ersetzen unbestimmter Artikel ist einerseits eine Stilfrage. Doch auch die Prägnanz eines Textes kann dadurch verbessert werden. Niemand würde ernsthaft sagen „Ich habe einen Hunger.“; wir alle wissen, dass es heißen muss „Ich habe Hunger.“ Aber gehen wir nun einen kleinen Schritt weiter: „Motorradfahren macht ihm einen großen Spaß.“ In diesem Fall ist nicht mehr ganz so leicht zu erkennen, dass der unbestimmte Artikel entbehrlich ist. Die Alternative klingt jedoch zweifelsfrei schöner: „Motorradfahren macht ihm großen Spaß.“
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Des Duden Antwort
Na bitte, ich habe auf meinen zugegebenermaßen etwas skurrilen Einwand zum Thema „im Dunkeln“ (siehe betreffenden Blogeintrag vom 19. 2.) eine Antwort erhalten. Diese liest sich folgendermaßen:
„Im ‚Duden Richtiges und gutes Deutsch‘ finden Sie zu dem von Ihnen angesprochenen Thema folgende Ausführungen (Stichwort Adjektiv):
1.2.13 ein ebenes / ebnes Gelände ein dunkeler / dunkler Gang
(Weglassen des e): Bei den Adjektiven auf -el fällt das e dieser Buchstabenverbindung in der Deklination und im Komparativ weg. Dadurch wird das Auftreten einer Häufung unbetonter Silben vermieden: ein dunkler Gang, ein nobles Angebot, eine eitle Frau. Früher ließ man bei solchen Adjektiven stattdessen häufig das e der Flexionsendung -en weg: im dunkeln Hain usw.
Auch die Adjektive auf -abel und -ibel verlieren, wenn sie dekliniert oder gesteigert werden, das e der Endsilbe: eine respektable Leistung, ein flexibler Bucheinband, eine praktikablere Lösung. […]
Duden – Richtiges und gutes Deutsch, 6. Aufl. Mannheim 2007
Die Redensart ‚Im Dunkeln ist gut munkeln‘ zeigt also den Lautstand, wie er im älteren Deutsch noch üblich war. Aus Gründen des Reims hat sich hat sich hier die Verkürzung des Suffix -en entgegen der heute üblichen Verkürzung des -el erhalten.“
OK, ein diplomatisches Urteil: beides möglich, wobei „im Dunkeln“ die ältere und „im Dunklen“ die heute üblichere Form ist.
Bitte betätigen Sie die Tür!
Hallo! Was sagen Sie zum Titel dieses Artikels? Klingt komisch, oder? Eine Tür kann man doch nicht betätigen, man kann sie öffnen, schließen, einschlagen, anmalen, ignorieren und vieles andere. Aber betätigen? Das ist vielleicht streng grammatikalisch richtig, aber wie klingt denn das? Zum Davonlaufen, finde ich. Insoferne passt es sogar zum folgenden Beispiel, denn das hat auch etwas mit Flucht zu tun:
Es gibt nämlich jemanden, der findet, Türen müssen betätigt werden. Ich kenne die betreffende Person nicht, aber sie betätigte sich jedenfalls bei den Wiener Linien oder einem ihrer Lieferanten. Sehen Sie das nächste Mal, wenn Sie in Wien U-Bahn fahren, nach links oben an der Innenseite der Tür! Sie werden dort einen Pfeil entdecken, auf dem dick und fett geschrieben steht: „Türnotbetätigung“. Tut mir leid, Wiener Linien, auch wenn ich noch so sehr in Not bin, ich will die Tür nicht betätigen, höchstens möchte ich sie öffnen – schlicht und einfach. Warum steht da nicht einfach „Türnotknopf“ oder „Türnotöffner? Weil es wichtiger klingt, wenn es kompliziert formuliert ist? Ja, das scheint bei manchen Texten tatsächlich die Motivation für unklare Ausdrucksweise zu sein. (Nein, ich habe nicht auf „eine“ vergessen – zu diesem Thema werde ich auch einmal einen Artikel schreiben.) Daher sei es nochmals in die Welt hinausgerufen: Komplizierte Formulierungen klingen nicht wichtiger, sie sind nur schlechter verständlich!
Dialog im Dunkeln?
Jetzt ist er endgültig übergeschnappt, werden Sie sich denken, geschätzte Leser, aber ich behaupte dennoch wacker: „Im Dunkeln“ ist falsch. Dabei sei betont, dass es laut Duden richtig ist. Wollen Sie trotzdem wissen, wie ich auf die Idee komme, dem Standardwerk der deutschen Sprache einen Fehler zu unterstellen? Na gut:
Als Beispiele für die substantivische Form des Adjektivs „dunkel“ nennt der Duden: „Seine Spuren verloren sich im Dunkeln“ und „Im Dunkeln ist gut munkeln“. Das ist sprachlich-logisch nicht korrekt, wie ich meine. Zwei Schreibweisen wären korrekt: 1. „Seine Spuren verloren sich im Dunklen“ bzw. „Im Dunklen ist gut munkeln“ und 2. „Seine Spuren verloren sich im Dunkel“ bzw. „Im Dunkel ist gut munkeln“. Das reimt sich zwar nicht so schön, aber dafür ist es richtig.
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